Raid Pavia Venezia 2024 Rennbericht

Die Historischen Hydroplanes beim „71. Raid Pavia-Venedig 2024“ sind ein Höhepunkt des Rennens. Diese historischen Rennboote, die meisten mit leistungsstarken Alfa Romeo-Motoren ausgestattet, sind bekannt für ihre Geschwindigkeit. Sie symbolisieren die reiche Geschichte und Tradition des Rennens Raid Pavia-Venezia


Der Morgen des historischen Raid Pavia-Venezia versprach ideale Bedingungen: ein klarer Himmel und angenehme 24 Grad. Über 100 Boote aus verschiedenen Klassen waren versammelt, bereit, den anspruchsvollen Kurs zu bewältigen. An den Ufern des Ticino herrschte eine Atmosphäre voller Spannung und Vorfreude. Die ersten Klassen sollten ursprünglich um 7 Uhr starten, doch aufgrund von Verzögerungen durch die Autokräne wurde der Start aller Boote verschoben. Wir mit den Hydroplanes sollten fast als Letzte um 11 Uhr starten, doch auch unser Start verzögerte sich bis nach 13 Uhr.

In meiner Klasse traten 14 historische Hydroplanes an, jedes mit dem Ziel, die 400 Kilometer lange Strecke zu bewältigen. Ich stand am Steuer meines Lucini Hydroplane Guida Avanzata mit einem Alfa Romeo 1750 Motor und bereitete mich mental auf das bevorstehende Rennen vor. Das Ziel war klar: Ankommen, unabhängig von den Hindernissen, die sich uns in den Weg stellen könnten.

Der offizielle Start erfolgte schließlich um 13:07 Uhr mit dem Passieren der Brücke Ponte della Becca in Pavia, wo der Ticino in den Po mündet. Als die Boote die beiden Bojen passierten, die den Start markierten, setzte sich die Flotte in Bewegung. Wir starteten in kurzen Abständen, von den langsameren zu den schnelleren Booten, jeder auf seine eigene Zeit. Die Motoren dröhnten und die Boote schossen über das Wasser, als wären sie von einer Kette befreit.

Anfangs lief alles glatt, doch nach nur etwa 11 Kilometern erlebte ich den ersten Schock. Der Kühlwasserschlauch am Ruder, der fest auf meiner Checkliste verankert war, hatte sich unerwartet gelöst. Der Motor drohte zu überhitzen und schnelles Handeln war erforderlich. Mit geübten Händen griff ich zu den Bordwerkzeugen, während das Adrenalin durch meine Adern schoss.

Minuten vergingen wie Stunden, während ich den Schlauch sicherte und die Verbindungen überprüfte. Endlich war das Problem behoben und ich konnte das Rennen fortsetzen.

Kurz darauf überholten mich Tom mit seinem Flaminia V6 und ein französischer Konkurrent. Es gelang mir nicht, sie einzuholen, aber ich blieb dicht hinter ihnen, entschlossen, den Anschluss nicht zu verlieren. Bis zur Schleuse von Isola Serafini, 97 Kilometer vom Startpunkt entfernt, waren die Wetterbedingungen ideal. Doch das Treibholz im Wasser nahm stetig zu und ich musste wachsam bleiben, um Hindernisse zu vermeiden.

Jede Kollision hätte fatale Folgen haben können, also verlangsamte ich bei Bedarf, um sicher zu navigieren. Leider hatten bis zur Schleuse bereits 10 Boote aus meiner Klasse Motorschäden oder Kollisionen mit Treibholz erlitten und waren ausgefallen. Das erhöhte den Druck und die Spannung für die verbleibenden Teilnehmer, mich eingeschlossen.

Nach 97 Kilometern erreichte ich die Schleuse von Isola Serafini. Der Schleusenvorgang war eine willkommene, aber kurze Pause, die mir erlaubte, kurz durchzuatmen und die Lage zu überprüfen. In den folgenden 45 Kilometern bis Torricella di Sissa sah ich das herannahende Unwetter am Horizont. Die dunklen Wolken türmten sich auf und es war klar, dass wir direkt darauf zusteuerten. In Torricella di Sissa angekommen, war die Steganlage bereits voll mit großen Offshore-Booten, die ihre Tanks mit Hunderten von Litern Treibstoff füllten. Alberto und Mirco, die vor mir angekommen waren, hatten bereits ihre Boote betankt und waren wieder auf dem Wasser. Geduldig wartete ich, überprüfte mein Boot und bereitete mich mental auf die nächste Etappe vor.

Tom, ein weiterer Fahrer, hatte sein Boot voller Wasser und kämpfte verzweifelt, es wieder startklar zu machen. Seine Mannschaft hatte ihn bereits losgelassen, aber der Motor sprang nicht an und die Strömung trieb ihn ein gutes Stück weg. Das Bergungsteam griff ein, um ihn zurückzuholen. Nach fast zwei Stunden Wartezeit war ich endlich bereit, weiterzufahren. Nach 2-3 Kilometern Fahrt setzte die Sturmfront ein. Der Regen prasselte nieder und Hagelkörner trommelten auf das Boot, während der Wind unvermindert stark blies. Trotz des vollgetankten und schwereren Bootes lief der Motor sehr gut und drehte wunderbar. Der hohe Sauerstoffgehalt in der Luft durch den Regen schien dem Vergaser zusätzliche Leistung zu verleihen. Die Sturmbedingungen erhöhten den Auftrieb des Bootes erheblich, was die Steuerung erschwerte. Es war so dunkel, dass die Schilder an den Brücken kaum zu erkennen waren; nur wenige waren beleuchtet oder speziell markiert. Ich musste ohne GPS navigieren, das sich aufgrund der starken Vibrationen in seine Einzelteile zerlegt hatte, was die Situation noch schwieriger machte. Für die nächsten 50 Kilometer kämpfte ich mich durch die Sturmfront. Nach dem Sturm klärte sich das Wetter auf und am Horizont erschien ein Licht. Doch das Wasser war weiterhin voller Treibholz und ich musste weiterhin aufmerksam bleiben. Trotz aller Widrigkeiten kämpfte ich weiter und setzte meine Fahrt fort.

Der Erfolg in diesem Rennen war nicht nur meiner eigenen Leistung zu verdanken, sondern auch den vielen helfenden Händen, die mich unterstützt haben. Ein besonderer Dank gilt den Organisatoren und Helfern, die dieses großartige Event überhaupt erst möglich gemacht haben.

Grüße vom Zweitplatzierten in der Klasse der historischen Racer R2000 beim Raid Pavia-Venezia 2024, und natürlich ein großes Dankeschön an alle meine Fahrerkollegen – ich freue mich auf das nächste Abenteuer mit euch! Lange Strecken, hohe Geschwindigkeiten und noch mehr Geschichten!